Noch einmal das Buch: "Scivias - Wisse die Wege; Eine Schau von Gott
und Mensch in Schöpfung und Zeit"; Hildegard von Bingen;
Walburga Storch; Pattloch Verlag, Augsburg; ISBN 3-629-00594-2
aus Scivias, 3. Teil, 13. Vision:
...Wer daher die geheimnisvollen Worte dieses Buches zurückweist, gegen den spanne ich
(Gott) meinen
Bogen und durchbohre ihn mit den Pfeilen meines Köchers. Seine Krone schleudere ich von
seinem Haupt und werde ihn mit denen vergleichen, die am Horeb fielen, als sie wider mich
murrten. Doch auch wer seine Verwünschungen gegen diese Prophetie ausstößt, über den komme
der Fluch, den Isaak aussprach...
Wer aber diese Worte des Finger Gottes (Hl. Geist) ohne guten Grund verbirgt, sie wütend
verkürzt oder sie wegen einer menschlichen Empfindung an einen unbekannten Ort
beiseiteschafft und so nicht ernst nimmt, der sei verworfen. Und der Finger Gottes wird ihn
zermalmen.
Lobet, lobt also Gott, ihr seligen Herzen in all diesen Wundern, die Gott in der weiblichen
Gestalt der Schönheit des Allerhöchsten geschaffen hat, die er selbst vorausschaute, als sie
zum ersten Mal in der Rippe des Mannes (Eva), den Gott schuf, erschien.
Wer aber scharfe Ohren zum inneren Verständnis besitzt, der lechze in leidenschaftlicher
Liebe zu meinem Abbild nach diesen Worten und schreibe sie ins Gewissen seiner Seele ein.
Amen.
zur 2. Vision, II. Teil: Der dreieinige Gott
zur 3. Vision, II. Teil: Die Kirche, die Mutter der Gläubigen
zur 4. Vision, II. Teil: Mit Kraft gesalbt
zur 5. Vision, II. Teil: Die Stände der Kirche
zur 6. Vision, II. Teil: Das Opfer Christi und der Kirche
zur 7. Vision, II. Teil: Der Mensch in der Anfechtung
1. Vision, II. Teil
Der Erlöser
"...Verkünde, erzähle und schreibe meine Geheimnisse, die du in geheimnisvollem Gesicht
siehst und hörst, nieder. Sei nicht furchtsam, sondern sage, was du im Geiste erkennst, wie
ich es durch dich mitteile. Beschämt sollen werden, die meinem Volke den rechten Weg zeigen
sollten, doch sich in leichtfertiger Weise weigern, die ihnen bekannte Gerechtigkeit zu
verkünden...Deshalb, du Kleinmütige, die du von geheimnisvollem Hauch innerlich belehrt
wurdest: obgleich du wegen der Übertretung Evas vom Manne unterjocht wirst, sprich von
diesem feurigen Werk, das dir in glaubwürdigem Gesicht gezeigt wird."...
1. Von der Allmacht Gottes
...Seine lichte Herrlichkeit wird niemals von irgendeiner Bosheit verdunkelt; er bleibt
unendlich, denn er kann durch keine Teilung gespalten werden. Ohne Anfang und Ende
wird sein Wesen von keinem Funken geschöpflicher Erkenntnis erfaßt...denn durchaus nichts
ist für ihn so verborgen, daß er nicht darum wüßte; er ist voller Leben: denn alles,
was lebt, empfängt von ihm das Leben...
2. Worte Jobs darüber
...
3. Daß das Wort vor und nach der Annahme der menschlichen Natur unteilbar und in alle
Ewigkeit beim Vater ist
...Das unendliche Wort war vor aller Zeit, ehe die Schöpfung wurde, im Vater.Es sollte im
Lauf der dahineilenden Zeiten in der Glut der Liebe, wunderbar und ohne Befleckung und
Belastung von Sünde, durch die Lebenskraft und Milde des Heiligen Geistes im Morgenrot der
seligen Jungfräulichkeit Mensch werden. Wie es jedoch vor Annahme des Fleisches unteilbar im
Vater war, so sollte es auch nach Annahme der Menschennatur untrennbar in ihm bleiben...
4. Warum der Sohn Gottes Wort genannt wird
...Und wie man die Macht und Würde eines Menschen an seiner Befehlsgewalt erkennt, so
leuchtet im göttlichen Wort die Heiligkeit und Güte des Vaters auf.
5. Daß in der Kraft des Wortes Gottes die ganze Schöpfung ins Leben gerufen und der Mensch
durch die Erlösung zum Leben erweckt wurde
...
6. Daß die unermeßliche Macht Gottes die Welt gestaltet und verschiedene Arten von
Lebewesen hervorgebracht hat
...
7. Daß nach der Erschaffung der anderen Geschöpfe der Mensch aus dem Lehm der Erde geformt
wurde
...böse wie gute Menschen sollten aus ihm hervorgehen...wunderbar den Menschen
hervorbringt, der aus Leib und Seele besteht.
8. Daß Adam, als er das milde Gebot eindeutigen Gehorsams empfangen hatte, auf den Rat des
Teufels hin nicht gehorchte
...Mit der Ausbreitung der Laster vermehrte sich nämlich die Macht des Todes ständig in
der Welt, während sich die Einsicht des Menschen in die verschiedenen vielfältigen Laster
verwickelte, die in furchtbaren übelriechenden Sünden aufbrachen.
9. Daß Abraham, Isaak und Jakob und die anderen Propheten die Finsternis der Welt mit ihren
Vorzeichen durchstießen
...Ihnen folgen viele andere Propheten, nämlich kleinere und größere, die in vielen
staunenswerten Wundern aufstrahlen.
10. Daß der bedeutendste Prophet Johannes, von Wundern leuchtend, den kommenden
Gottessohn anzeigte
Und schließlich erscheint ein riesengroßer Stern, der wunderbaren Glanz verbreitet
und sich blitzend der erwähnten Flamme zuwendet. Das ist der bedeutendste Prophet,
nämlich Johannes der Täufer. In ganz getreuer und froher Tat leuchtete er in seinen
Wundern auf und zeigte in ihnen das wahre Wort, d. h. den wahren Sohn Gottes, weil er
der Bosheit nicht wich, sondern sie durch Werke der Gerechtigkeit entschlossen und
mannhaft verwarf.
11. Daß nach der Menschwerdung des Wortes Gottes dieser große alte Ratschluß sichtbar wurde
...
12. Daß der Mensch die Geheimnisse Gottes nicht weiter zu erforschen suchen soll, als
er sie offenbaren will
Dir aber, o Mensch, der du nach Menschenart mehr über diesen erhabenen
Ratschluß zu wissen begehrst, wird ein Riegel der Geheimhaltung vorgeschoben; du darfst
nämlich die Geheimnisse Gottes nicht weiter erforschen, als die göttliche Majestät
sie aus Liebe zu denen, die glauben, kundtun will.
13. Daß der Sohn Gottes, der auf der Erde geboren wurde, durch seinen Tod den Teufel
besiegt und seine Auserwählten zu seinem Erbe zurückgebracht hat
...doch er wurde vom ungläubigen Volk verworfen und zum Leiden geführt...
...
15. Daß der Leib des Gottessohnes drei Tage lang im Grabe lag, auferstand und dem
Menschen den Weg der Wahrheit vom Tod zum Leben wies
...Das zeigt, daß die väterliche Herrlichkeit den edlen Leib des Gottessohnes,
der aus der lieblichen Jungfrau geboren war und drei Tage im Grabe lag, berührte, um zu
bekräftigen, daß es drei Personen in der einen Gottheit gibt. So empfing er den Geist
zurück und erstand in strahlendster Unsterblichkeit, wie es sich kein Mensch vorstellen
oder mit Worten erklären könnte. Der Vater stellt ihn mit den offenen Wunden den
himmlischen Chören vor und spricht: „Das ist mein geliebter Sohn, den ich gesandt
habe, für das Volk zu sterben." Darüber erhob sich unter ihnen eine unbeschreibliche
Freude, wie sie das menschliche Begreifen übersteigt...
16. Daß der Sohn Gottes vom Tod erstand und seinen Jüngern oft zur Ermutigung erschien
Wie aber die Söhne Israels aus Ägypten befreit wurden und vierzig Jahre durch die Wüste
ziehend in das Land gelangten, das von Milch und Honig floß, so erstand auch der Sohn
Gottes vom Tode, zeigte sich gütig vierzig Tage lang seinen Jüngern und den heiligen
Frauen, die ihn beweinten und mit großer Sehnsucht danach verlangten, ihn zu sehen,
um sie zu stärken, damit sie nicht im Glaubenszweifel sprächen: „Wir sehen ihn nicht,
deshalb können wir nicht glauben, daß er unser Heil ist." Er offenbarte sich ihnen
jedoch häufig, um sie zu bestärken, daß sie nicht abfielen.
17. Daß durch die Auffahrt des Gottesssohnes zum Vater seine Braut mit verschiedenen
Gaben überschüttet wurde
...sie wird mit jeder Art von Tugend ausgerüstet für den großen Kampf des ganzen gläubigen
Volkes, den es gegen die listige Schlange zu führen haben wird.
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2. Vision, II. Teil
Der dreieinige Gott
Dann sah ich ein überhelles Licht und darin eine saphirfarbene Menschengestalt, die
völlig von einem sanften rötlichen Feuer durchglüht war. Und das helle Licht überstrahlte
das ganze rötliche Feuer und das rötliche Feuer das ganze helle Licht und das helle Licht
und das rötliche Feuer die ganze Menschengestalt, so daß sie ein einziges Licht in
derselben Stärke und Leuchtkraft bildeten.
Und wieder hörte ich das lebendige Licht zu mir sprechen.
1. Vom Gespür für die Geheimnisse Gottes
...Denn wenn der Herr nicht voll eigener Lebenskraft wäre, wie wäre es dann um
sein Werk bestellt? Es wäre offenbar vergeblich. Deshalb erkennt man am vollendeten
Werk, wer sein Urheber ist.
2. Von den drei Personen
Deshalb siehst du ein überhelles Licht, das ohne den Makel der Täuschung, des
Abnehmens
und des Betrugs den Vater bezeichnet, und darin eine saphirblaue Menschengestalt, die
ohne den Makel der Verhärtung, des Neids und der Bosheit den Sohn darstellt, der vor
aller Zeit — seiner Gottheit nach — vom Vater gezeugt, doch dann in der Zeit — gemäß
der Menschheit — auf Erden Fleisch wurde...
Der Vater, der die ganz ausgewogene Gerechtigkeit darstellt, aber weder ohne Sohn noch
ohne Heiligen Geist, und der Heilige Geist, der die Herzen der Gläubigen entzündet, aber
nicht ohne Vater oder Sohn, und der Sohn, der die Fülle der Fruchtbarkeit ist, aber nicht
ohne Vater und Heiligen Geist, sind untrennbar in der Majestät der Gottheit. Denn der
Vater ist nicht ohne den Sohn, noch der Sohn ohne den Vater; und weder der Vater noch
der Sohn ohne den Heiligen Geist oder der Heilige Geist ohne sie beide. So gibt es
diese drei Personen als den einen Gott in der einen unversehrten göttlichen Majestät
und die Einheit der Gottheit lebt untrennbar in diesen drei Personen, weil die Gottheit
nicht auseinandergerissen werden kann; sie bleibt nämlich unverletzlich, ohne jede
Veränderlichkeit. Der Vater aber wird durch den Sohn, der Sohn durch die Entstehung
der Geschöpfe und der Heilige Geist durch den menschgewordenen Sohn offenbart. Wieso?
Es ist der Vater, der vor der Zeit den Sohn zeugte; durch den Sohn wurde am Anfang
der Schöpfung alles geschaffen; und der Heilige Geist erschien in Taubengestalt bei
der Taufe des Gottessohnes gegen Ende der Zeiten.
3. Daß der Mensch es nie unterlassen soll, den einen Gott in drei Personen inständig
anzurufen
...
4. Johannes über die Gottesliebe
...Darin besteht die Liebe: Nicht als ob wir Gott geliebt hätten, sondern daß er
uns zuerst geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat" (l Joh. 4,9-10)
...Darum erkenne auch du, o Mensch, daß keine unselige Veränderlichkeit Gott berührt...
5. Von den drei Kräften des Steines
...Wie ein Mensch, der mit seinem Körper häufig die feuchte Grünkraft eines Steines
berührt, davon krank und hinfällig wird, so geht auch der Glaube eines Menschen zugrunde,
der den Vater in der Unbeständigkeit seiner Gedanken verwegen schauen will...
6. Von den drei Kräften der Flamme
...so wird auch Gott dort nicht würdig verehrt, wo weder Vater noch Sohn oder
der Heilige Geist in Ehren gehalten werden.
7. Von den drei Bestandteilen des menschlichen Wortes
...So erkenne, o Mensch, den einen Gott in drei Personen. Doch du glaubst in der
Torheit deines Herzens, Gott sei so ohnmächtig, daß es ihm nicht möglich ist, wirklich
in drei Personen zu leben, sondern sein Leben nur in einer zu fristen.
Was soll das heißen? Gott aber ist in drei Personen wahrhaft Gott, „der Erste und der
Letzte" (Offb. 1,17).
8. Von der Einheit im Wesen
...und wie er der einzige Sohn des Vaters ist, so ist er der einzige Sohn der Mutter:
denn wie der Vater ihn allein vor der Zeit gezeugt hat, so hat die jungfräuliche Mutter
nur ihn allein in der Zeit geboren, denn sie blieb nach der Geburt Jungfrau...
9. Worte Salomos
„Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugend, bevor die Zeit der Drangsal
kommt und die Jahre nahen, von denen du sagen mußt: Sie gefallen mir nicht" (Prd. 12,1).
Was heißt das? Erinnere dich in verständiger Gesinnung dessen, der dich geschaffen hat,
wenn du nämlich in den Tagen falschen Selbstvertrauens gleichsam glaubst, es sei dir
möglich, hinzugehen, wohin du wünschst, dich in die Höhe zu erheben und dich in die
Tiefe zu stürzen, im Glück zu stehen und in der Drangsal zu fallen.....
Deshalb, o Mensch, umarme Gott so im Licht deiner Lebenskraft bevor die Stunde der
Läuterung deiner Werke kommt, da alles offenbar und nichts übersehen wird. Dann eilt
die Zeit herbei, die nicht abgekürzt wird, von der du nach deinem menschlichen Empfinden
insgeheim murmelst und sagst: "Dieser Lebenswandel, von dem ich nicht weiß, ob er zum
Glück oder Unglück führt, gefällt mir nicht." Denn das menschliche Herz ist immer im
Zweifel, weil es, während es Gutes tut, Not hat, ob es Gott gefällt oder nicht; und
während es Böses begeht, fürchtet es für das Heil der Vergebung...
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3. Vision, II. Teil
Die Kirche, die Mutter der Gläubigen
"...Verachtest du mich aber und wendest dich von mir ab, so daß du
zurückblickst und mich nicht kennen oder verstehen willst, wenn ich dich aus dem
Sündenschmutz zu aufrichtiger Buße zurückrufe, du aber dennoch
zum Teufel eilst, als ob er dein Vater wäre, wird dich das Verderben ereilen; denn
du wirst nach deinen Werken gerichtet werden. Obgleich ich dir Gutes verlieh, wolltest
du mich nicht erkennen.".....
Und sie schaute sie gütig an und sagte mit trauriger Stimme: „Diese meine Kinder werden
wieder zum Staub zurückkehren. Ich empfange und gebäre nämlich viele, die mich, ihre
Mutter, mancherlei Beunruhigungen aussetzen und bedrücken; denn sie bekämpfen mich
durch Irrlehrer, Schismatiker und unnütze Gefechte, durch Raub und Mord, Ehebruch
und Unzucht und andere ähnliche Verfehlungen. Doch sehr viele von ihnen erstehen in
wahrer Buße zum ewigen Leben; und sehr viele verfallen in eitler Verhärtung dem ewigen
Tod."
1. Vom Aufbau der Kirche, die durch die Wiedergeburt im Geist und Wasser ständig ihre
Kinder gebiert
...Kein Gegner nämlich kann sie in feindlichem Ansturm erobern, da sie den Unglauben
verscheucht und sich im Glauben ausbreitet, so daß man auf dieser vergänglichen Welt
versteht, daß jeder Gläubige, der seinem Nächsten ein gutes Beispiel gibt, im himmlischen
Bereich große Tugendwerke vollbringt. Wenn jedoch jeder Gerechte zu den Kindern des
Lichtes gelangt ist, wird das gute Werk, das sie getan haben, in ihnen in Erscheinung
treten, während es in der Asche der Sterblichkeit noch nicht erkannt werden kann, weil
es hinieden der Schatten der Vergänglichkeit verdunkelt.
2. Daß die Kirche seit ihrer Entstehung mit den Aposteln und Märtyrern geziert ist
Ihr Haupt war mit wunderbarem Schmuck umkränzt; denn als sie bei ihrer Entstehung
im Blut des Lammes erweckt wurde, schmückte sie sich anmutig mit den Aposteln und
Märtyrern. Sie wurde nämlich meinem Sohn als Braut anvermählt; denn aus seinem Blut
gestaltete sie sich im Glauben zu einem festen Bau für die gläubigen Seelen.
3. Daß sich die Kirche mit dem Priesteramt und der Verteilung von Almosen schmückt
...Dieses von Gott eingegebene Werk erscheint vor seinem Angesicht im Himmel,
wenn es im Leben der Kirche durch gläubige Menschen auf Erden vollendet wird.
4. Von der mütterlichen Güte der Kirche
...
5. Daß die Kirche, die noch nicht vollendet im Glanz ihrer Vollkommenheit dasteht,
zur Zeit des Sohnes des Verderbens zur Vollendung gelangt
...sie wird nämlich zur Zeit des Sohnes des Verderbens, welcher der Welt den
Irrtum bringt, an all ihren Gliedern vom Brand grausamer Bosheit bis aufs
Blut bedrängt...
...
7. Daß keine Bosheit teuflischer Kunst die Kirche verfinstern kann
deshalb überblickt sie mit durchdringenden Augen den ganzen Horizont; denn ihre
Absicht, die sie getreulich auf das Himmlische richtet, kann keine Bosheit,
d. h. keine Überredungskunst des Teufels und kein Irrtum des auf schwachen Füßen
stehenden Volkes verdunkeln; auch nicht die in den einzelnen Ländern heraufziehenden
Unwetter, wo die wahnsinnigen Menschen sich im Wüten des Unglaubens grausam zerfleischen.
8. Daß der menschliche Verstand die Geheimnisse der Kirche nicht vollständig zu betrachten
vermag
Daß du aber keine Bekleidung an ihr wahrnehmen kannst, bedeutet: Ihre Geheimnisse
vermag der von der Schwäche seiner Gebrechlichkeit beschwerte menschliche Verstand nicht
vollständig zu schauen; er sieht nur, daß sie ganz von einem überhellen Licht erstrahlt
und von großem Glanz umgeben ist. Denn die wahre Sonne durchstrahlt sie ganz mit dem
reinen Anhauch des Heiligen Geistes und dem anmutigen Schmuck der Tugenden.
9. Von der Jungfräulichkeit Mariens
...Wie es deinem Verständnis erschlossen wird, soll nämlich jede Stimme
der Gläubigen die Jungfräulichkeit der unbefleckten Jungfrau in der Kirche freudig
begrüßen.
10. Von der Ausbreitung der Sakramente der wahren Dreifaltigkeit
...
11. Daß jedem Gläubigen Engel zu Dienste stehen
...Denn jedem gläubigen Menschen steht der ehrfürchtige und liebevolle Dienst der
seligen Geister zu Gebote, die diesen Gläubigen für ihren Glauben Stufen und für
ihren Frieden Sitze bereiten. In ihnen scheint die glückliche Mutter Kirche zur
Vollendung ihrer Schönheit gelangt zu sein.
12...
...Soundsooft wird ihr jedoch von verkehrten Menschen heftig zugesetzt werden...
So widersteht auch die Kirche ihren boshaften Verderbern, den Irrlehren der Häretiker —
nämlich den christlichen, jüdischen und heidnischen — die sie befeinden und ihre
Jungfräulichkeit — den katholischen Glauben — vernichten wollen. Sie aber widersteht
ihnen tapfer, um nicht zugrundezugehen, denn sie war immer Jungfrau, ist es und wird
es immer bleiben. Der wahre Glaube, d. h. die Grundlage ihrer Jungfräulichkeit,
bleibt von allem Irrtum unberührt.....so erleuchtet auch der Heilige Geist die glückiiche
Mutter der Gläubigen...
14) Daß die Heilige Dreifaltigkeit den Getauften bei der Taufe im geöffneten Himmel
erscheint, ihnen die Sündenschwärze wegnimmt und jeden mit einem weißen Gewand bekleidet
...Diejenigen, deren glückliche Mutter die Kirche durch den heiligen Quell der heiligen
Taufe wurde, sollen im göttlichen Gesetz, mit dem diese Mutter erleuchtet und geschmückt
wurde, verharren und es bewahren, damit sie sich nicht, wenn sie es treulos verwerfen,
wiederum mit den Sünden beflecken, von denen sie gereinigt worden waren.
15. Klage der Kirche über den Irrtum ihrer Kinder
...Weil viele den Glauben nur äußerlich annehmen, bekämpfen sie ihn innerlich durch
verschiedene Laster und gehen mehr auf dem Weg des Irrtums als auf dem Weg der Wahrheit.
Kommen auch viele von ihnen wieder vom Irrweg ab, verharren doch viele in der Bosheit,
wie die Mutter mit ihren Worten andeutet, die oben angeführt sind.
...
18. Warum dem Adam kein doppeltes Gebot auferlegt werden sollte
...Doch weil Adam mein Gebot übertrat, blieb er samt seinem Geschlecht ohne Gebot,
bis zu der Zeit, welche die Großzügigkeit meines Sohnes ankündigte.
19...
Doch ich erlaubte dem Teufel vor der Sintflut, seine Macht in der Welt auszuüben — wegen
des einstigen Kampfes, in dem er Adam besiegt hatte — bis er seinen Bauch mit dem Kadaver
jeglicher Bosheit gefüllt hatte; und das gestattete ich deshalb, weil mein Urteil gerecht
ist...Und ich bestimmte in der Sintflut den ganz gerechten Sproß, nämlich meinen Sohn,
und verkündete der neuen Welt den, der ohne Aufsehen auf die Welt kam und
kundgab, daß die Heilige Dreifaltigkeit wahrhaft zu verehren ist...
20. Was die drei Arme bedeuten
Er (der Sproß) zeigt drei Arme, welche die Heilige Dreifaltigkeit bezeichnen;
wodurch du, Synagoge, mich verleugnen wirst und womit mich ein fremdes Volk aufnehmen
wird...
...
23. Daß eine Frau, die Gott zuliebe ihre Jungfräulichkeit bewahrt, von Gott
sehr geachtet wird
...
24. Daß ein Mann, der Gott zuliebe auf eheliche Gemeinschaft verzichtet,
Schicksalsgefährte des Gottessohnes wird
...
...
26. Daß der Fall Adams den Himmel für den Menschen verschloß und daß die Ausschließung
bis zur Zeit des Gottessohnes dauerte
... Diese Ausschließung dauerte, bis mein edler Sohn kam, der nach meinem Willen
an den Jordanfluß trat, wo meine Stimme gütig ertönte, als ich erklärte, daß er mein
geliebter Sohn sei, an dem ich mein Wohlgefallen hätte...
Darum erschien dort auch der Heilige Geist, weil durch ihn den Gläubigen die
Sündenvergebung zuteil wird; dort nämlich wies der Heilige Geist in Gestalt der Taube —
die sich einfältig und aufrichtig verhält — um des mystischen Geheimnisses willen auf
meinen Eingeborenen hin...
27. Worte des Evangeliums
„Amen, Amen, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren
wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen" (Joh. 3,5). Was besagt das? Mit
unwandelbarer Sicherheit und ohne unsichere Zweideutigkeit sage ich dir, der du aus
Verderbnis geboren bist, daß der Mensch, der mit vergifteter Leiblichkeit bekleidet
aus brennender Glut hervorging, in der Lauheit seiner
Nachlässigkeit zuschanden wird, wenn er nicht in der wahren Freude der Neugeburt
aus dem Wasser der Heiligung und dem Geist der Erleuchtung wiedergeboren wird...
28. Ermahnungen Gottes
Hört also in Bezug auf die Einrichtung der Wiedergeburt (in der Taufe) auf meinen
Sohn. Sie ist eine Offenbarung meines Reiches. Lernt von ihm, damit ihr meine Gebote
erfüllt. Tut danach und es wird mir wohlgefallen...Ihr aber könnt die himmlische
Seligkeit — sie ist euer rechtmäßiges Erbe — leicht durch die Beobachtung einer kleinen
Vorschrift erlangen...
...
30. Worte des Evangeliums
„Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird
verdammt" (Mk. 16,16). Was besagt das? Sieht ein Mensch in seiner Erkenntnis, die
das innere Auge ist, etwas, was dem äußeren Auge verborgen ist und zweifelt er
nicht daran, so glaubt er sicherlich; und das ist der Glaube...
31. Daß Gott jederzeit Menschen jeglichen Alters und Geschlechts — nämlich des
männlichen und des weiblichen — in der Taufe gütig aufnimmt
...
So verwerfe ich auch jetzt in der neuen Gnadenzeit nicht die Taufe eines Kindes,
obgleich es sie weder mit Worten noch mit seiner Zustimmung verlangt, sondern nur die
Eltern dies für es tun.
...
33. Vergleich mit einem Kind
...so wird es auch, wenn es die Nahrung seiner gütigen Mutter Kirche nicht
entgegennimmt und die Worte der gläubigen Lehrer, die ihm bei der Taufe vorgelegt wurden,
nicht bewahrt, dem grausamen Tod der Seele nicht entrinnen. Es hat nämlich die Rettung der
Seele und das Glück des ewigen Lebens zurückgewiesen. Und wie das Kind die
leibliche Nahrung mit seinen Zähnen nicht kauen kann und ein anderer sie ihm zum Schlucken
zerdrücken muß, damit es nicht sterbe, so muß es geschehen, daß ihm geistliche Helfer
beistehen und ihm — da es bei der Taufe noch keine Worte zum Bekenntnis zu mir finden
kann — die Lebensnahrung, d. h. den katholischen Glauben, vorsetzen, damit es nicht
in der Schlinge des ewigen Todes gefangen werde...
34. Daß bei der Taufe alle Sünden vergeben werden
...
35. Obgleich der Priester ein Sünder ist, nimmt Gott doch von ihm den Dienst der
Taufe entgegen
..wenn er sein Amt unter Anrufung meines Namens gläubig ausübt. Seine Sünde wird
ihn verurteilen, wenn er ohne Reue darin verharrt...
...
37. In einer Notlage, wenn kein Priester vorhanden ist, ist es jedem beliebigen
Gläubigen gestattet, in der vorgeschriebenen Form zu taufen
...so wird auch in Lebensgefahr der Trost des Heiligen Geistes denen vorenthalten,
die sich weder im Herzen noch im Werk auf die Sakramente der Kirche einlassen, die
sich als Mutter aller Heiligkeit zeigt.
Das sollen alle Völker hören und begreifen, die das Reich Gottes in der Wiedergeburt
aus Geist und Wasser betreten wollen, wie es ihnen in der Heiligen Schrift durch das
Gnadenwirken des Heiligen Geistes vor Augen gestellt wird.
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4. Vision, II. Teil
Mit Kraft gesalbt
...
l. Daß jeder Getaufte mit der Salbung eines Bischofs versehen und gestärkt
werden soll
...
2. Daß in der Firmung die unermeßliche und unvergängliche Süßigkeit des Heiligen
Geists verliehen wird
...Die Süßigkeit des Heiligen Geistes ist unermeßlich...
...
4. Daß die Kirche — mit der Salbung des Heiligen Geistes ausgerüstet — niemals
von verderblichem Irrtum zu Fall gebracht werden kann
...Denn der Heilige Geist wirkte in der großen Kraft der Menschwerdung dessen,
der der wahre Bräutigam der Kirche ist, auf staunenswerte Weise seine Wunder. Er
zeigt an, daß die Kirche so stark in der Verteidigung ihrer Festung ist, daß sie
dank der Kraft, mit der sie durch die feurige Gabe ausgerüstet ist, niemals der
Torheit irgendeines Irrtums verfallen kann...
...
8. Daß der ungefirmte Getaufte die Taufherrlichkeit besitzt, doch nicht mit dem Glanz der
Salbung seines himmlischen Lehrers ausgestattet ist
...
9. Daß die Firmung zur Ehre des Heiligen Geistes nur durch Bischöfe zu spenden ist
...
11. Wer nach der Taufe zum Teufel zurückkehrt, wird verdammt, wenn er nicht Buße tut; wer
aber getreulich das Taufgelöbnis befolgt, wird von Gott angenommen, da die Kirche Gott für
ihre Kinder anfleht
...
12. Die drei Weisen, in denen die Kirche als die Posaune ertönt
Deshalb ruft sie aus: Fürchte den Vater, liebe den Sohn und glühe im Heiligen Geist!...
13. Von der vielgestaltigen Verschiedenheit der Getauften
...Sie (andere) halten weder an ihrer lauteren Absicht noch an der
Betätigung beim Werk der
Vollkommenheit fest und werden deshalb vom Wind hin- und hergeweht. Sie
ergehen sich nämlich durch mannigfache Versuchungen zum Hochmut in abweichenden Sitten.
...Sie setzen nämlich vermessenes Vertrauen auf ihre Werke, zeigen sich der Kirche
Gottes in falschem Ruf, tadeln sie aber dennoch in unverständiger Weise aus weltlicher
Klugheit. Denn wenn sie durch betrügerische Heuchelei vor den Menschen weise erscheinen,
werden sie bei Gott durch eitlen Ruhm Toren...
denn ihr (andere)Wille zum guten Werk ist schwach, während
sie doch mutig in den Werken der Gerechtigkeit voranschreiten müßten. Doch sie richten
sich nicht einfach nach den Vorschriften der Kirche, weil sie den Sinn mehr
auf das Irdische als auf das Himmlische richten. Deshalb sind sie vor Gott töricht;
sie wollen nämlich aus weltlicher Klugheit ergreifen, was sie nicht erlangen können...
Obwohl diese (andere) irdische Güter besitzen, tragen sie
doch im Schoß der Kirche den Schmuck ihrer Mühen; sie verschmähen es nicht, ihren
Fuß auf den gerechten Pfad des göttlichen Gesetzes zu setzen,
da sie den Geboten Gottes gehorchen, Fremde aufnehmen, Nackte bekleiden und Hungernde
speisen. O wie glücklich sind sie, weil sie auf diese Weise Gott aufnehmen und er
deshalb bei ihnen wohnt!...
Denn sie (andere) verlassen den Mutterschoß und die süße Nahrung
der Kirche, belästigen sie mit allerlei Irrtümern und vernichten und zerstückeln
ihre von Gott aufgestellten Gesetze in gegnerischer Gesinnung...
Einige jedoch bleiben durch nachlässige Verhärtung in tödlichem Stolz. Sie schätzen
das Leben gering ein und empfangen — um ihres verwegenen und unbußfertigen Wahnsinns
willen — harten Herzens das Todesurteil, wie Ezechiel in seiner geheimnisvollen Vision
sagt.
14. Worte Ezechiels darüber
...So verfahre ich mit ihnen so, daß ich ihnen kein Erbarmen erweise; denn weil
sie von guter Einsicht nichts halten, fürchten sie mich nicht, sondern verachten mich,
den Schöpfer des Alls, in rasender Bosheit und tun, was immer sie nur wollen.
Daher werde ich sie nach ihrer Erkenntnis richten, die sich an ihren Taten zeigt,
die sie in ihrer Eigenwilligkeit begehen. Ich verleihe ihnen keine Seligkeit zum Lohn,
sondern strafe sie mit Verderben, weil sie mir keine Ehre erweisen. Und so sollen sie
erfahren, daß keiner außer mir, dem Herrn des Alls, sie daraus befreien kann...
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5. Vision, II. Teil
Die Stände der Kirche
...
»Und wiederum hörte ich die Stimme vom Himmel sagen: „Wenn der Sohn Gottes nicht
am Kreuz gelitten hätte, würde es diese Finsternis keinesfalls zulassen, daß der
Mensch zur himmlischen Herrlichkeit gelangt.«
"...Die Sonne bezeichnet meinen Sohn...Der Mond aber bezeichnet die Kirche,
welche meinem Sohn in wahrhaft himmlischer Vermählung angetraut ist. Und wie der Mond
nach seiner Bestimmung ständig zu- und abnimmt, doch nicht aus eigener Kraft glüht,
sondern vom Sonnenlicht entzündet wird, so beschreibt auch die Kirche eine Kreisbahn.
Ihre Kinder gewinnen häufig Zuwachs an Tugenden, oft nehmen sie durch abweichende
Sitten und zerstörerische Feindseligkeiten ab. So geschieht es oft, daß sie in ihren
(Glaubens-)Geheimnissen von räuberischen Wölfen angegriffen wird, nämlich durch
boshafte Menschen — schlechte Christen, Juden oder Heiden...Die Sich an Leuchtkraft
sehr unterscheidenden Sterne deuten auf die Angehörigen der verschiedenen Stände des
kirchlichen Lebens hin."
1. Daß die Apostel und ihre Nachfolger, die Salbenspender, nämlich die Priester, die Kirche
durch ihre Lehre mit wunderbarem Glanz umgeben
...Die apostolische Lehre leuchtete um das Haupt der Kirche, als die Apostel mit
ihrer Predigt das Fundament zu ihrem Aufbau legten; sie durchzogen nämlich die Gegend
und sammelten Arbeiter, die sie im katholischen Glauben stärken, ihr Priester und
Bischöfe und alle kirchlichen Stände verschaffen...
In ihrem Lebenswandel sollen sie sich auch derart verhalten, daß sie meinen
Schafen mit ihren Werken keinen Anstoß geben; diese sollen vielmehr auf dem rechten
Weg hinter ihnen herlaufen. Denn sie haben die Aufgabe, dem Volk öffentlich die
Lebensnahrung zu reichen und jedem diskret treue Dienste zu leisten. Sich selbst
aber sollen sie so streng in Zucht nehmen, daß sie keine fleischliche Bindung
begehren. Denn sie haben den Gläubigen die geistige Speise zu reichen und aucn Gott
ein unbeflecktes Opfer darzubringen, wie am unschuldigen Abel angedeutet wurde und
von ihm geschrieben steht.
...
3. Daß die Diener der Kirche die Keuschheit bewahren sollen
Deshalb müssen die, welche durch die Weihe dazu bestellt sind, Gott das hochheilige
Opfer darzubringen, in wohlgefälliger Keuschheit an seinen Altar treten...
Sind sie aber gefallen, sollen sie sich beeilen, sich schnell durch die Buße
zu erheben und dadurch gleichsam nackt die Schande der Sünde zu fliehen und nach
der heilsamen Arznei verlangen...
4. Wer von ihnen unter Klausur und Regel lebt und keine priesterliche Funktion ausübt,
erlangt himmlischen Lohn
...
5. Vom Stand der edlen, liebenswerten jungfräulichen Vollkommenheit
...Denn diese Vollkommenheit, welche in ehrwürdiger Jungfräulichkeit erblüht,
richtet ihr Tugendstreben nicht auf irdische Niedrigkeit, sondern wunderbarerweise
auf überirdische, himmlische Güter.
6. Von der mädchenhaften Gestalt
...Sie ist auch — wie dir im Geheimnis des himmlischen Lichtes gezeigt wird — der
edelste Sproß im himmlischen Jerusalem, nämlich der Ruhm und die Zierde jener, die
aus Liebe zur Jungfräulichkeit ihr Blut vergossen haben und auch (derer), die ihre
Jungfräulichkeit um Christi willen im Glanz der Demut bewahrten und in süßem Frieden
ruhten....
...
8...
...Gott hat durch die neue Gnade die Strengheit des Alten Bundes gemildert.
9. Daß es die gottgeweihte Jungfräulichkeit klug zu bewahren gilt
...
10. Wer nach Verletzung des Jungfräulichkeitsgelübdes zurückkehrt, ist
der Blüte der Unversehrtheit beraubt und wird nicht wie eine Herrin,
sondern wie eine Magd aufgenommen
...Auch ihr Verführer, der sie verletzt hat, soll büßen wie einer, der den Himmel
erbrochen hat, wenn er seine Schuld sühnen möchte, damit er nicht im Verderben
des Todes umkomme, weil er verwegen ein himmlisches Verlöbnis zerstört hat.
...
12. Daß himmlisches Verlangen und irdische Begierde sich so sehr unterscheiden, daß
der Mensch nur durch das Blut des Gottessohnes erlöst wird
...
...
14...
...Sorgt für die Schar der Christen, die ich in meinem Blut erlöst und euch anvertraut
habe; seid eifrig bestrebt, daß sie nicht, in mancher Hinsicht dem Weg zum Leben untreu,
in die Irre geht. Wenn ihr zu dem, was ich euch zur Befolgung übergeben habe, großmütig
etwas hinzufügt, indem ihr mehr tut als euch geboten ist, werde ich,
euer Führer und Erretter, der jetzt die Welt verläßt, um zum Vater aufzusteigen, euch den
Lohn für eure Mühe und den guten Willen mit vielfältiger Frucht geben. Denn ich komme
wieder, um die Welt zu richten und sie unvergänglich bestehen zu lassen; sie soll also
im Lauf der Geschichte nicht mehr ihres Haltes beraubt werden...
...
16...
...So werden sie durch ihr gutes Beispiel für andere Menschen ein hellstrahlendes
Licht, denn sie ahmen getreulich den Chor der Engel nach. Inwiefern? Durch die Verachtung
des Irdischen. Wie die Engel suchen und verlangen sie nicht nach weltlichen Dingen.
So folgen sie ihnen auf wunderbare Weise durch die Verachtung alles Irdischen nach.
...
19. Daß ihr Gewand, das sich von der Kleidung der andern Leute unterscheidet, auf
die Menschwerdung und die Grablegung Christi hinweist
...
20. Daß das erste Tageslicht die apostolische Lehre, das Morgenrot den
Beginn dieser Lebensweise, die Sonne den besonderen Weg des heiligen
Benedikt bezeichnet, der gleichsam ein zweiter Moses ist
...wie auch der erste Moses auf meinen Befehl das rauhe und harte Gesetz auf
Steintafeln schrieb und den Juden übergab. Doch mein Sohn durchtränkte dieses Gesetz
mit der Süße des Evangeliums...
...
22. Daß sich niemand ohne die Prüfung innerer Erprobung plötzlich ihrer Lebensweise
anschließen soll
...
23. Daß das Volk der Laien durch die Befolgung des göttlichen Gesetzes die Kirche
Gottes sehr verherrlicht
...
24. Daß weder der Gatte die Gattin noch die Gattin den Gatten um eines solchen
Entschlusses willen verlassen darf, wenn es nicht beider Wille ist
...Deshalb sollen die, welche in rechtmäßiger fleischlicher Verbindung vereint sind,
einmütig zusammen leben...
25. Worte des Evangeliums
...Wie Gott nämlich den Menschenmord verbot, so untersagte er auch dem Menschen,
sein Blut in grausamem Ehebruch dem rechten Empfänger zu entziehen.
Daher soll der Mensch auch die Glut seiner Begierde unterdrücken, damit er nicht
seinen Brand auf ein anderes Feuer übertrage...
26. Daß die erwähnten kirchlichen Einrichtungen die Kirche durch ihre Stände und
Orden festigen
...
27. Daß in einem jeden Stand Einheit herrschen und man abweichende Sitten,
Absonderlichkeiten und Neuartiges in Lebensweise und Kleidung meiden soll
Gott schuf nichts, das versucht, im Anflug des Stolzes emporzusteigen und sich dem
Höherstehenden nicht unterwerfen will. Das geschieht dort, wo ein geringerer Stand
sich über einen höheren, der nach der alten Regel der Gründer auf meinen Wunsch
gestiftet wurde, zu erheben strebt. Gewisse Leute trachten danach, sich mit
verschiedenen auffallenden Merkmalen am Gewand nach ihrer Gepflogenheit wichtigzumachen;
das ersinnen sie in ihrem Wahn, wie wenn der Chor der Engel sich über
den Chor der Erzengel erheben wollte. Und wozu kann das führen? Wer so von Gott richtig
getroffene Anordnungen in seiner Eitelkeit zunichtemachen will, würde der
Bedeutungslosigkeit und Sinnlosigkeit verfallen...
Daher lassen viele von ihnen in großem Hochmut von den aufgestellten Regeln ab,
welche die Kirche von den Vätern übernahm. Sie tun das in vielen Abweichungen
von den verschiedenen Anordnungen; sie wollen nämlich bei ihrem häufigen
Umherschweifen fruchtbare Bäume genannt werden; doch sie können nicht einmal als
nutzloses Schilfrohr gelten. So erscheint dem geliebten Johannes der in Lauheit
Erschlaffte, wie geschrieben steht.
28. Worte des Johannes zum selben Thema
...Du weißt nämlich bei keinem von beiden (Gutem und Bösem), was du bist. Denn du
betrachtest weder die verdiente Strafe für das Böse noch den entsprechenden Lohn für
das Gute. Wieso? Du blickst in so große Tiefe, daß du den Grund nicht zu loten vermagst
und du erstrebst einen so hohen Berg, daß du seinen Gipfel nicht ersteigen kannst.
...Du bist wie einer, der beginnt und nichts vollbringt, weil du nur leise an das
Gute rührst, dich jedoch nicht vollkommen daran erquickst, wie der
Wind, der den Mund des Menschen streift, und nicht wie die Speise, die in seinen
Magen gelangt. Ist denn ein leerer Schall mehr wert als ein vollendetes Werk? Das
vollbrachte Werk ist doch besser als leerer Schall. Arbeite deshalb in
stiller Demut und erhebe dich nicht hochmütig, denn für nichtig wird der erachtet,
welcher die heilige Gemeinschaft derer verachtet, die mich in sanfter Fügsamkeit
lieben und in leidenschaftlicher Ruhmsucht das unternimmt, was er in
wohlgefälliger Sanftmut zu erfüllen verschmähte.
...Denn die, welche mein Joch tragen sollten, sind zügellos und kennen keine Zucht.
Was bedeutet das ? Sie überspringen den rechten Weg und bauen sich viele unnütze Zelte.
Solche Menschen nämlich entbrennen nicht für die Gerechtigkeit, erlahmen innerlich und
zeigen weder Eifer für das Gesetz, das ihnen aufgelegt ist, noch handeln sie nach dem
Beispiel ihrer vorangegangenen Väter, sondern jeder von ihnen erfindet
etwas Besonderes für sich und stellt sich ein Gesetz nach seinem Willen auf.
So erhebt er sich nach seinen eigenen Vorstellungen und in großer Unbeständigkeit auf
die Eingebung des Stolzes zum Flug. Und weil jene dem rechtmäßigen Bund ihrer Väter
nicht treubleiben, schweifen sie immer von neuem und unbelehrbar nach
ihrem Willen in großer Unbeständigkeit da und dort umher.
29. Vergleich mit Baumeistern
...So tun auch jene, die in ihrem Hochmut auf sich selbst vertrauen, die klüger als die alten
Väter scheinen möchten und nicht nach ihrem Bund wandeln wollen, sondern sich in großer
Unbeständigkeit Gesetze nach eigenem Wunsch aufstellen. Deshalb werden sie oft durch
teuflische Versuchungen zu Sünden getrieben, weil sie sich nicht auf Christus, sondern
auf die Unbeständigkeit ihrer Sitten stützen.
30. Daß jedem in Demut die Ordnung seiner Vorgänger genügen soll
...
31. Worte des Evangeliums darüber
...Wenn du auf göttliche Eingebung dazu ermuntert wurdest, durch deine getreuen
Bemühungen zu jenem Zelt zu gelangen, das immer von hochzeitlichem Leben erfüllt ist,
dann unterwirf deinen Geist der Demut und erhebe ihn nicht hochmütig...
Bemühe dich deshalb, Gott in Demut zu dienen und ergehe dich nicht im Stolz; erhebe
dich nicht in eitler Täuschung
über den, der nach gerechter Erwägung in größerem Verlangen nach dem ewigen Leben brennt
als du...
32. Was das Evangelium von denen sagt, die sich Gesetze nach ihrem Herzen machen
...wer aber ohne mich bestehen will, verfällt dem Untergang. Und wem ergeht es so? Denen,
die sich durch eitlen Ruhm hervortun und wegen des Überdrusses, den
sie unter meinen Geboten verspüren, auf sich selbst vertrauen. Man darf nämlich mich
und meine Gaben nicht wie ein altes Kleid, das nach Ansicht der Leute anstößig wirkt,
verachten; denn sie sind in ihrer Einfachheit immer neu, und je altehrwürdiger, desto
kostbarer...
33. Wiederum Worte aus dem Evangelium
...Wenn sie daher auf diese Weise keine Vorstellung von Rechtschaffenheit haben,
sich als gerecht betrachten und ungerecht sind, da sie denen, welche die wahre Lehre
nicht kennen, den Pfad der falschen Gerechtigkeit zeigen, fallen sie ebenso in die
Grube der Verzweiflung...
34. Daß Gott manche um dieser Neuerungssucht willen verwirft, andere schweigend
duldet, sie aber künftig richtet
Aber in meinem Unwillen verwerfe ich manchmal gewisse Dinge unter ihnen vor den
Menschen; andere jedoch dulde ich einstweilen schweigend vor den Menschen und mäßige
den durchdringenden Blick. Doch strafe ich sie künftig und fälle mein gerechtes Urteil.
Wer darum gläubig ist, bemühe sich, den Berg der Tugenden zu ersteigen und nicht in die
irdischen Niederungen herabzusteigen...
35. Daß man von einer niedrigeren Stufe auf eine höhere steigen darf, doch nicht
von einer höheren auf eine tiefere
...So wird es auch denen ergehen (vernichtet werden),
die ihren rechten Weg verlassen und Rückschritte
machen. Denn wer meinen Sohn angezogen hat, wen könnte er statt eines solchen Sohnes
anziehen? Keinen, wirklich keinen! Erfreut euch also in euerm Vater, denn ich sehe
häufig in den Geringeren die Größeren und in den Größeren finde ich die Geringeren,
weil der Stolz zu Fall kommt und die Demut aufsteigt.
...
39. Wer das Zeichen seiner heiligen Verpflichtung, das er mit verlangendem Herzen
empfangen hat, ablegt, zieht sich eine strenge Gerichtsuntersuchung zu
...Er verachtete den, dessen Zeichen er persönlich empfing und mit Füßen trat,
wie auch die Juden ihn verachteten, als sie ihn in wahnsinnigem Unglauben an das
Kreuz hefteten. Denn wie die Juden vor diesem Unrecht nicht zurückschreckten, so
scheut sich auch dieser nicht, dieses Leiden in seinem Gelöbnis herabzuwürdigen.
Was der Mensch mir nämlich versprochen hat, das muß er auch einlösen, wie es David
bezeugt und spricht.
40. Worte Davids darüber
...Darum, ihr Törichten und mehr als Törichten, wozu erlegt ihr euch so schwere
Lasten auf, da ihr doch glaubt, es sei so leicht, euren fleischlichen Willen aufzugeben?
Denn durch das euch in meinen Geboten auferlegte Gesetz werdet ihr nicht gezwungen, die
Welt zu verlassen, wenn ihr euch nicht vorher sehr mühevoll darauf eingeübt habt, das
in euch wohnende fleischliche Begehren zügeln zu können.
41. Daß die, welche das Zeichen ihrer heiligen Verpflichtung nicht aus Liebe zu Gott,
sondern aus irgendeinem irdischen Zwang heraus heuchlerisch entgegennehmen, Balaam
gleichen
...Und sie alle kommen nicht aus übernatürlicher Liebe, sondern wegen dieser irdischen
Beschwerden, die sie zu tragen haben zum Ordensleben und achten nicht darauf, ob
ich gesalzen oder fade, süß oder bitter, ein Himmels- oder Erdenbewohner bin...
42. Das Beispiel von Balaam
...O wie unklug und unfruchtbar sind sie, weil sie unnütz sind und ohne Pflug des göttlichen
Gesetzes und die Lebenskraft seines Wortes, weil sie nicht erforschten, was sie tun sollten,
als sie den engen Weg einschlugen...
43. Wer das Zeichen der heiligen Verpflichtung unbedacht empfangen hat und schlechten
Gebrauch davon macht, läuft ins Verderben
...
...
45. Wer seine Kinder dem Ordensstand weihen will, verfahre nicht unklug, sondern tue es
weise, mit ihrer Zustimmung, ohne Zwang
...
...
47. Wer in boshaftem Neid die, welche Gott folgen wollen, zurückhält, begeht Gottesraub
...
...
51. Die zuchtlos leben und sich durch keine Strafe bessern lassen wollen, sollen weggeschickt
werden, damit sie die Herde des Herrn nicht anstecken
...
...
53. Die, welche sich heuchlerisch bekehren, täuschen sich, und die, die sich von ganzem
Herzen bekehren, werden von Gott angenommen
...Denn ist auch ein Mensch mit schwerer Schuld beladen, wenn er Hand an seine Sünden legt,
indem er seine Vergehen bitterlich beweint und das mit ehrlicher Absicht tut, weil er mich
zum Zorn herausgefordert hat, hebe ich ihn vom Tod zur Erlösung empor und verweigere ihm
nicht das himmlische Erbe...
...
55. Wer — ohne es zu bereuen — den Heiligen Geist gelästert hat, und wer sich selbst
in den Tod stürzte, den kennt Gott nicht
Darum verachte es niemand, das Heilmittel der Buße zu suchen; und wenn er es als
körperlich Gesunder verschmäht hat, bemühe er sich dennoch, es wenigstens am Ende
seines Lebens zu finden. Und ich werde ihn zur Rettung annehmen, denn ist auch der
Sündenschmutz groß, er wird doch um meines Sohnes willen in aufrichtiger Buße abgewaschen;
ausgenommen ist, wer gegen den Heiligen Geist lästert, ohne es zu bereuen, und wer
sich selbst in Verhärtung in den Tod stürzt....
56. Worte des Evangeliums
„Jede Sünde und Lästerung wird dem Menschen vergeben; die Lästerung wider den Heiligen
Geist aber wird nicht vergeben" (Mt. 12,31)...
Wenn sie jedoch in ihrem Unglauben verharren und niemals aus dieser Verkehrtheit
zu Verstand kommen, sondern mit ungerührtem Herzen und zustimmender Seele Gott
gänzlich leugnen, indem sie zu sich sprechen: „Was ist das, was Gott genannt wird?
Denn Gott ist ja nicht so barmherzig oder so wirklich, daß er mir helfen will oder
kann", und so unbußfertig daran zweifeln, von ihren Sünden gereinigt oder auf irgendeine
Weise gerettet werden zu können, so lästern sie Gott und werden wegen ihrer boshaften
Verhärtung — wenn sie darin verharren — keine Vergebung für so eine Lästerung
empfangen...
57. Worte Davids darüber
„Der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott" (Ps. 13,1)...
Weil er den wahren Gott weder kennen noch verstehen wollte, als er in seinem verhärteten
Herzen sprach: „Was ist Gott? Gott existiert nicht. Und was bin ich schon? Ich weiß nicht,
was ich bin." Wer so redet, ist töricht, denn er besitzt nicht die wahre Weisheit, mit der
man Gott erkennt. Doch wer immer Gott ohne Täuschung als mächtigen Herrscher erkennt, ist
weise, wenngleich ein Sünder. Wer also mit seinem Herzen daran festhält, an der
Barmherzigkeit Gottes zu verzweifeln, und sagt: „Gott ist ein Nichts", den kenne
ich nicht, weil er mich nicht kannte, und den verleugne ich, weil er mich verleugnet
hat; daher wird er auch nicht zum Leben auferstehen und kann keine Freude besitzen,
weil alle Geschöpfe ihn im Stich lassen, da er ihren Schöpfer für nichts erachtet.
Doch auch der, welcher über seinen Sünden verzweifelt, so daß er nicht glaubt, er
könne von ihrer Last gerettet werden, ist ungläubig und gelangt deshalb nicht zum Leben...
58. Wen die Gotteslästerung der Verzweiflung überfällt, dem eilt Gott schnell zu
Hilfe, wenn er in seiner Qual Widerstand geleistet hat
...
59. Wer Seele und Leib, die Gott verbunden hat, trennt, verfällt dem Verderben
Doch auch der, welcher von mir, dem wahren Gott, keineswegs in Glauben
oder Hoffnung in seinem Herzen etwas wissen will, ersteht — wie gesagt
— nicht zum Leben. Desgleichen auch jene nicht, die diese Trennung, die
ich für die Menschen bestimmte, nicht abwarten, sondern sich selbst —
ohne Hoffnung auf Erbarmen — auseinanderreißen. Er verfällt daher dem
Verderben, weil er das tötet, womit er Buße tun sollte. Wer nämlich vom
Menschen trennt, was ich in den Menschen gelegt habe, stürzt sich in große
Schuld, wie mein Sohn im Evangelium zeigt und spricht.
60. Worte des Evangeliums
„Ihr habt gehört, was den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht töten. Wer
aber tötet, wird dem Gericht verfallen" (Mt. 5,21)...
daß sie im Menschen nicht trennen sollten, was die göttliche Anordnung in ihm
verbunden hat...entzieht auch der Mensch, welcher das Werk Gottes in einem anderen
Menschen zerstört, der Seele und seinem Leib die zuverlässigen Zeugungskräfte für
heilbringende Werke. Dadurch zieht er sich den richterlichen Urteilsspruch zu und
wandert in elende Verbannung.
...
Deshalb darf der Mensch, der Leib und Seele hat, sich nicht selbst töten, solange
er Gutes tun und büßen kann, damit er später nicht an den Ort kommt, wo er weder
Werk noch Buße vorweisen kann...
zur Übersicht der Visionen
6. Vision, II. Teil
Das Opfer Christi und der Kirche
...
1. Daß die Kirche Christus in seinem Leiden anvermählt und mit seinem Blut beschenkt wurde
und die Rettung der Seelen begann
Als jedoch Christus Jesus, der Sohn Gottes, an seinem Marterholz hing, wurde ihm
die Kirche in der Verborgenheit der himmlischen Geheimnisse beigesellt und mit seinem
purpurnen Blut beschenkt...
Wie die Braut ihrem Bräutigam in unterwürfigem Gehorsam dient und mit dem Liebesbund
die fruchtbringende Gabe zur Zeugung von Nachkommen empfängt, um sie ihrem Erbe zuzuführen,
so wird auch die Kirche dem Sohn Gottes zu demütigem und liebendem Dienst angetraut,
empfängt von ihm die Wiedergeburt aus Geist und Wasser mit der Erlösung der Seelen zur
Wiederherstellung des Lebens und führt sie dem Himmel zu.
2. Daß Gott der Vater die alte Schlange durch die Demut seines Sohnes besiegte,
nicht durch Gewalt
...
3. Worte des Psalmisten
...Dort (am Altar des Kreuzes) erwählte er sich - wie du auch
wirklich die Kunde durch die aus dem Innersten des Himmels ertönende Stimme vernommen
hast - die Kirche zur Braut, damit sie zur Wiederherstellung des Heils Mutter des Volkes
der Gläubigen werde...
4. Daß die heranwachsende Kirche ihre Hochzeitsgabe Gott vor den Engeln ergeben
darbringt und die tiefe Bedeutung der Sakramente auf die Eingebung des Heiligen Geistes
offenbart wird
...
...
6. Während der Priester zum Opfern an den Altar tritt, leuchtet große Herrlichkeit
auf und himmlische Geister erscheinen zum Dienst
...
...
8. Warum im Sakrament des Altares Brot, Wein und Wasser dargebracht werden sollen
...
...
18. Während der gläubige Mensch sprechen soll: ´Vergib uns unsere Schuld wie auch wir
vergeben unsern Schuldigern´, wird das Leiden Christi im Erbarmen Gottes des Vaters
sichtbar
...
19...
...Doch deine Seele erkennt mich, wenn sie ihren sterblichen Leib verläßt...
...
22...und (der Sohn Gottes) erinnerte voll Verlangen seinen Vater
daran, daß er zu ihm zurückkehren wollte, wie er von ihm ausgegangen war. So hielt er dabei
auch Ausschau, ob es möglich sei, in der Schwachheit seines Fleisches den Kelch, den er
trinken sollte, vorübergehen zu lassen, obwohl das nicht geschehen durfte. Daher segnete er
auch das Brot im Gedenken an den (Angst)schweiß seines Leibes, als er sich dem Gebot seines
Vaters unterwarf, d. h. er am Kreuz sterben wollte und überlieferte in der Not dieses
Leidens seinen Leib und sein Blut seinen Jüngern, damit sie nicht vergessen sollten, daß
er ihnen dieses Beispiel gegeben hatte...
...wie auch ich mich den Leiden unterwarf und mein Blut zu eurer Erlösung vergoß.
Ich (Gottessohn) achtete dabei nicht auf die Empfindsamkeit meines
Fleisches, sondern dürstete nach euerm Heil...Daher sage ich euch, die ihr mir gläubig
gefolgt seid, aufrichtig und offen: Ich werde von nun an nicht mehr den Todeskelch unter
jener Belastung trinken, die mir jetzt von den Juden auferlegt wird, bis zu dem Tag,
da ich vom Tod erstehe, der Tod vernichtet ist und ich den Tag der Erlösung herbeiführe...
Denn um meines Namens willen werdet ihr viele Drangsale erdulden, welche ich mit
euch trage. Allerdings erleide ich diese Bedrängnisse nicht am eigenen Leib wie früher,
als ich körperlich auf der Erde litt, sondern ihr erduldet sie in meinem Namen und ich
trage sie dabei mit euch, weil ihr in mir seid und ich in euch.
...
27...
...Hütet euch, jenen Unglauben in euer Bewußtsein aufzunehmen, der euer Herz durch
seine Annahme nicht stärkt, sondern vielmehr mit seiner Bitternis belastet. Was bedeutet
das? Folgt nicht den teuflischen Künsten und den übrigen Täuschungen, welches die Menschen
im humanen Umgang mit den heidnischen und häretischen Philosophen für sich erfanden,
sondern ahmt meinen Sohn im Spiegel des Glaubens nach...
...
29...
...Früher litten wir Mangel; jetzt genießen wir — durch die Offenbarung und Erkenntnis
der wahren Heiligung in guten Werken gestärkt — durch ihn die Speise des Lebens. Durch
sie erkennen wir Gott und brechen zum Leben auf. Im Alten Testament dagegen, das gleichsam im
Schattenbild noch nicht den Vollsinn besaß, sondern in zeichenhafter Andeutung viel
Gegensätzliches enthielt, litten wir großen Hunger und vermochten nicht, uns zur Erlösung
zu erheben...
...
40. Daß der Teufel ohne fremde Beeinflussung zu Fall kam, der Mensch aber wurde von Gott
aufgehoben, weil er in seiner Gebrechlichkeit durch die Einflüsterung des Teufels fiel
...
...
43. Man darf nicht daran zweifeln, daß der Wahre Leib und das wahre Blut Christi auf dem
Altar sind
...
44. Im Sakrament des Altars ist im Namen der Dreifaltigkeit dreierlei aufzuopfern:
Brot, Wein und Wasser
...
45. Ein Priester, der aus Nachlässigkeit, Unglauben oder Vergeßlichkeit versäumte,
diese drei Substanzen beim Sakrament des Altares aufzuopfern, ist schwer zu bestrafen
...Denn dieses Sakrament stellt die heiligste Heiligung in aller Unantastbarkeit dar...
...
50. Der Priester soll beim Sakrament des Altars nicht viele und große Worte machen, sondern
die Anordnung der ersten Vorsteher befolgen
...Wer daher zu diesem Sakrament hinzutritt, sorge dafür, so zu kommen, daß er die Ehre der
Gottheit nicht verletzt.
...
60. Die mystischen Geheimnisse des Leibes und Blutes des Herrn soll man nicht zu
ergrübeln suchen
...Doch wenn du, o Mensch, dich in der Unbeständigkeit deines Herzens fragst, wie
diese Opfergabe auf dem Altar zum Leib und Blut meines Sohnes wird, dann will ich
dir antworten: ,Warum, o Mensch, fragst du danach und warum suchst du das zu erfahren?
Verlange ich das etwa von dir? Was erforschst du meine Geheimnisse bezüglich des
Leibes und Blutes meines Sohnes? Du sollst das nicht untersuchen, sondern es nur
in großer Furcht und Ehrfurcht annehmen und sorgsam bewahren. Und zweifle nicht länger
an diesem Geheimnis. Denn du darfst mich nicht so verwegen versuchen. Und was geht
dich das an? Suche mich vielmehr in entschiedenem Glauben...
...
62. Die Diener der Kirche sollen nach dem Beispiel der Apostel sehr sorgfältig die
Keuschheit bewahren und sich aller Unreinheit enthalten
Sie sollen nach keiner weltlichen Verbindung Ausschau halten, weil sie eine
geistliche erwählt haben. Wieso? Weil sie zu meinem Dienst angetreten sind...
63. Worte des Moses zum selben Thema
...Das müßt ihr, die ihr mir unter einer geistlichen Würde dient, vermeiden;
denn die Apostel, in deren Nachfolge ihr steht, haben ihre Liebe nicht geteilt und euch
kein solches Beispiel hinterlassen.
64. Der Priester darf sich nicht doppelt binden
Ich will nämlich nicht, daß die Priester sich doppelt binden, d. h. von geistlichem
und weltlichem Trachten erfüllt sind. Denn der Priester hat sich mit der Gerechtigkeit
Gottes verbunden, so daß sie seine Gattin ist, mit der er das übrige Volk ernährt und
belehrt, wie ein Vater seine Söhne zu erziehen und lehren pflegt. Und wie wäre er als
Priester dazu fähig, im rechten Maß zwei Bindungen gerecht zu werden, die sich durch
Gegensätzlichkeit unterscheiden? Wieso? Die eine ist fleischlich, die andere geistlich.
...
67. Worte des Evangeliums dazu
„Keiner kann zwei Herren dienen" (Mt. 6,24)...
68. Worte des Apostels über dasselbe Thema
Der Bischof muß also untadelig sein, nur einmal verheiratet" (I Tim. 3,2)...
69. Desgleichen Paulus darüber
"Die Diakone seien nur einmal verheiratet; sie sollen ihren Kindern und ihrem Hauswesen
gut vorstehen" (I Tim. 3,12)...
...
71. Wer sich nicht zu enthalten vermag, werde unter keinem Vorwand Priester oder
ein Diener des Priestertums
...
72. Aus welchem Grund Verheirateten, die sich später getrennt haben, in der Urkirche
der Zutritt zum Priestertum gewährt wurde und warum es jetzt nicht erlaubt wird
...
...
76. Frauen dürfen nicht zum Altardienst hinzutreten
...
...
78. Daß Gott Frauenschänder und Frauen wie Männer, die sich in widernatürlicher
Unzucht mit anderen oder selbst verunreinigen oder mit Tieren vergehen, streng verurteilt
...Ein Mann, der sich wie eine Frau mit einem andern Mann vergeht, sündigt schwer
gegen Gott und gegen jene Verbindung, mit der Gott Mann und Frau vereinigt hat. Daher
erscheinen beide, vor Gott entehrt, böse und geil, furchterregend, Gott
und den Menschen lästig und des Todes schuldig, denn sie haben ihrem Schöpfer
gegenüber die ihnen innewohnende Natur hintergangen...
...
82...
...So wurde auch jene dem Tod entrissen, die sich beim Gastmahl in Gegenwart meines Sohnes
mit Tränen der Reue von ihrem Schmutz reinigte.
...
86. Niemand soll wegen der Last seiner Sünden verzweifeln
Deshalb verzweifle niemand an der Last seiner Ungerechtigkeit; denn wenn er
an meiner Barmherzigkeit verzweifelt, wird er nicht zum Leben erstehen...
...
89. Aus dem Buch der Weisheit
„Leg deinen Schatz an nach dem Gebot des Allerhöchsten und das Almosen wird dir
mehr nützen als Gold" (Sir. 29,14)...Deswegen mußt du es auf diese Weise großmütig
aus deinem Herzen überfließen lassen, damit du nicht zu den verlorenen Schafen gehörst.
Heilige dich vielmehr vor Gott, indem du, von deinem Besitz denen, die Mangel leiden,
Erquickung gewährst; dann wird nämlich auch Gott sich deines Elends erbarmen. Wenn
du das tun würdest, brächte dir dieses Mitleid mit dem, der keinen Schatz besitzt,
größeren Nutzen, als wenn du einen hohen Berg erstiegest und zu deinem Stolz viele
Goldmünzen besäßest. Wieso? Es ist nämlich besser für dich, daß du den Geringen
demütig ein wenig gibst, als wenn du dich sehr am Reich der Welt ergötzen würdest...
90...
...damit du die mißgünstige Hartherzigkeit verläßt und Mitleid hast...
91. Die ein Almosen geben und die es empfangen, sollen das nicht vergeblich tun
...Wie? Wie ich euch meine Gnade verleihe, so müßt auch ihr den Armen euer Almosen
gewähren. Doch die ein Almosen empfangen, sollen es nicht vergeblich und aus Habsucht
entgegennehmen. Was besagt das? Es gibt viele, die die Trägheit lieben; sie wollen
weder körperlich arbeiten, um sich selbst ernähren zu können, noch sich um gute
geistliche Werke bemühen, um ihrer Seele zu helfen...
Doch gibt es auch viele, die leibliche Not erdulden und das Almosen in Demut und
Gottesfurcht empfangen. Sie beten und arbeiten für die, welche ihnen Barmherzigkeit
erweisen und meiden auch schlechte, mit Unrat beschmutzte Werke.
Unter ihnen findet man auch viele, denen ich deshalb den irdischen Reichtum entziehe,
weil ich ihnen himmlische Schätze geben will.
92. Arme und Reiche und ehrgeizig nach Macht Strebende, ein jeder erhält den Lohn gemäß
seiner Absicht
Die aber um meines Namens willen gern die Armut auf sich nehmen, sind mir sehr
liebenswert. Die jedoch wegen ihrer Habgier gern weltlichen Reichtum besitzen würden
und ihn nicht haben können, verlieren den Lohn dieser Mühe. Wer aber darum Reichtum
erstrebt, um damit meinen Willen und nicht seine Begierde zu erfüllen, der wird für
seine gute Absicht einen ehrenhaften Lohn bei mir erhalten. So ist auch der
für mich gleichsam ein faulender Kadaver, welcher Macht und Ehre aus hochmütigem
Stolz und nicht zur Verherrlichung meines Namens erstrebt. Wer sie aber deshalb
sucht, weil er davon meine Ehre und nicht seine Erhöhung erwartet, wird darum
ruhmreich in meinem Reich erscheinen. Deshalb sollen auch die Priester das geistliche
Amt der Leitung und Lehre nicht um ihretwillen,
sondern um meinetwillen auf sich nehmen, um so meinem Volk umso sicherer und hingegebener
vorstehen zu können. Wieso?
93. Die Priester sollen mit Flehen und Drängen das Volk zum Bekenntnis ermuntern
...Gehorcht das Volk aber nicht dieser Aufforderung seiner Priester, dann soll
das Volk seine Schuld zu spüren bekommen und die Priester sind der Verantwortung für
diese Nachlässigkeit enthoben.
94. Wenn Priester dem Volk keine Bevollmächtigung für das Vorsteheramt vorweisen,
werden sie nicht Priester, sondern Wölfe genannt
...
95. Die Elemente wehklagen vor Gott über die Bosheit der Priester und die Himmel
nehmen deren Bosheit auf
...
96. Die Priester haben die Gewalt zu binden und zu lösen
...
97. Worte des Evangeliums darüber
„Dir übergebe ich die Schlüssel des Himmelreiches. Was du auf Erden bindest,
wird auch im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden löst, wird auch im Himmel
gelöst sein" (Mt. 16,19). Was bedeutet das? Ich, der ich die Macht über Himmel und
Erde habe, ich werde dir, der du mich getreu nachahmst, durch meine Gnade das Gericht
übergeben, welches an die Erhabenheit des Himmelreiches rührt...
98. Niemand darf ohne strafwürdige Schuld gebunden werden
...Wer nämlich weder aus Menschenscheu noch aus Gottesfurcht oder durch euer Bitten
und Gebieten daran gehindert werden kann, auf seiner Bosheit zu beharren, den sollt
ihr durch kirchliches Urteil mit meinen Worten von der Kirche trennen. Doch einen
Unschuldigen sollt ihr nicht binden; fesselt ihr ihn nämlich, so begebt ihr
euch selbst in die Schlinge einer schrecklichen Schuld.
...
100. Aufrührer, die nicht zu Christus zurückkehren wollen und in ihrer Verhärtung
nicht nach Barmherzigkeit fragen, ahmen die alte Schlange nach
...
101. Worte des Teufels
,Bin ich auch aus dem Himmel verstoßen, weil ich gegen das Heer des Allerhöchsten
mit seinen Engeln kämpfen wollte und ihm nicht widerstehen konnte, da ich von ihm
besiegt wurde, so habe ich jetzt auf der Erde den Menschen gefunden. An ihm werde
ich meine Wut auslassen und mich tüchtig rächen. Auf der Erde werde ich nämlich
im Menschen ausführen, was ich im Himmel tun wollte: dem Allerhöchsten gleich zu
sein. Und wenn Gott gerecht ist, wird mir diese Macht nicht genommen, weil der
Mensch mir zugestimmt hat und Gott nicht gehorchte.' So sprach der Teutel zu sich
und wendete alle seine Künste gegen den Menschen an, weil dieser von Gott abgewichen
und dem Teufel gefolgt war. Daher band er ihn auch so fest an sich, daß der Mensch ihn
anstelle Gottes verehrte und Gott, seinen Schöpfer, verleugnete.
102. Durch die Menschwerdung des Gottessohnes wurden die Menschen aus dem Dunkel
des Unglaubens herausgeführt
Doch als der Mensch in einem so tiefen Dunkel des Unglaubens lag und sich nicht zu
erheben vermochte, sandte ich meinen Sohn, wunderbar aus der Jungfrau Mensch geworden,
den wahren Gott und wahren Menschen, zu seiner Erlösung. Was besagt das? Er ging seiner
Gottheit nach wahrhaftig aus mir, dem Vater, hervor und nahm aus der jungfräulichen
Mutter seiner Menschheit nach wirklich Fleisch an. Was heißt das? O Mensch, du bist sanft
und zart dem Leibe nach; doch du bleibst hart und unbeugsam in deinem Unglauben. Einen
Stein kann man nämlich zum Bauen glätten, du aber willst dich nicht zum Glauben erweichen
lassen. Doch gib acht! Wie ein Mensch, der einen wunderschönen Edelstein besitzt, ihn
auf Metall setzt, damit ihn die Menschen sehen, so wollte auch ich meinen Sohn, den ich
in meinem Herzen trage, aus der Jungfrau Fleisch werden lassen, damit er den Gläubigen
Heil und Leben bringe. Hätte ich ihm einen fleischlichen Vater gegeben,
wer wäre er jetzt? Nicht mein Sohn, sondern mein Knecht. Doch das durfte nicht sein...
Mein Sohn entstand nicht so, sondern wurde in Heiligkeit von der reinsten Jungfrau
zur Erlösung der Menschen geboren. Denn niemand vermag seinesgleichen von seiner
Fessel zu lösen, wenn nicht ein Größerer kommt, der ihn befreien kann. Was heißt
das? Ein in Sünden geborener Mensch vermag keinen Sünder dem Verderben des Todes
zu entreißen. Deshalb kam mein Sohn ohne Sünde. Durch seinen Sieg über den Tod entriß
er den Menschen barmherzig dem Tod.
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7. Vision, II. Teil
Der Mensch in der Anfechtung
...
2. Von der Schar der Gläubigen und dem vor ihnen ausgebreiteten göttlichen Gesetz
Und die vor diesem Licht stehende Schar weißgekleideter Menschen ist die in Gegenwart
der göttlichen Gerechtigkeit im Glauben leuchtende Menge der Menschen, die durch ihre
guten Werke gut und schön ausgestattet sind....Denn sie haben das hellstrahlende göttliche
Gesetz immer vor Augen, von der Absicht zu guten Werken bis zu deren Vollendung. Durch
sie werden sie so gestärkt, daß die Schlauheit und Verführung betrügerischer
Überredungskünste sie nicht überwinden können.
...
4. Der Teufel bietet den Menschen offen und verführerisch Reichtum und Vergnügen
an und wer sie begehrt, ersteht sie auch
...d. h. die schlimmen Taten, die zum Tod führen: am verderblichen
Reichtum entzünden sich nämlich Stolz und eitler Ruhm, an den vergänglichen Vergnügungen
Übermut und Begierde und am Handelsgeschäft Verkauf und Erwerb vieler Arten irdischer
Leidenschaften. Wer jedoch vor diesem offenkundigen teuflischen Terror zurückschaudert,
wird heimlich davon getäuscht; man bietet ihm nämlich sanftmütig viele Empfehlungen für
die Laster an, wie der Kaufmann den Menschen verschiedene Waren zeigt, damit sie daran
Gefallen finden und umso eifriger kaufen, was sich ihrem Blick darbietet. Denn der Teufel
bietet den Menschen verführerisch seine Künste an. Wer sie aber dann begehrt, der kauft
sie. Auf welche Weise? Sie werfen ihr gutes Gewissen wie Verkäufer weg und wie Käufer
ziehen sie sich Wunden für ihre Seele zu.
5. Einige widerstehen mannhaft der teuflischen Überredungskunst und verachten sie;
einige Laue willigen ein
...
...
7. Der Teufel, der voller Bosheit ist, bemüht sich, mit dem Gift seiner vielgestaltigen
List die fünf Sinne des Menschen zu täuschen
...
8. Der Hochmut des Teufels ist in der Menschwerdung des Gottessohnes zu Boden geschlagen
Daß aber sein Haupt so zerschmettert ist, daß seine linke Backe sich schon aufzulösen
scheint, bedeutet: Sein Stolz ist in der Menschwerdung des Gottessohnes so zu Boden
geschlagen, daß auch die Feindschaft des Todes schon vernichtet ist und ihre erbitterte
Gewalt nicht auszuüben vermag.
...
10. Was ihre Hände und Füße und ihr Schwanz bedeuten
Sie hat Hände wie ein Mensch, weil sie die Machenschaft ihrer Künste in den
menschlichen
Werken ausübt; doch Füße wie eine Viper, weil sie nicht aufhört, den Menscnen
unterwegs
durch ihre Nachstellungen teuflische Verletzungen zuzufügen. Und ihr Schwanz sieht
kurz und furchterregend aus. Das bezeichnet ihre Macht, die für eine kurze, aber
äußerst schlimme Zeit dem Sohn des Verderbens gewährt ist. In seiner Raserei möchte
er mehr unternehmen als er vollenden kann.
11. Die Gewalt des allmächtigen Gottes hat die Stärke des Teufels so zugrundegerichtet,
daß er seine Bosheit nicht wunschgemäß ausüben kann
...
12. Der Teufel sendet die Feuerbrunst seiner boshaften Überredungskunst in die vier
Himmelsrichtungen gegen das ganze Geschlecht der verschiedenartigen Menschen aus
...
...
14. Wie der Teufel mit Versuchungen aller Art durch lebhafte Überredungsversuche
die verschiedenen geistlichen und weltlichen Stände angreift
Deshalb bedrängt auch die Flamme — wie du siehst — die zu den Wolken
hinauf züngelt,
die Menschen, welche zum Himmel gelangen wollen. Wenn nämlich dieser böse Verderber
merkt, daß die Herzen der Gläubigen nach oben streben, tobt er gegen sie
in grausamer Weise mit seinen Künsten, damit sie nicht zu den himmlischen Dingen, die
sie mit vielem Seufzen suchen, gelangen.
15. Von ihren drei Gruppen
...
16. Von der Versuchung der Laien
Daß aber die Flammen die weltlich gesinnten Menschen umlodert und einige davon zu
furchtbarer Schwärze versengt, bedeutet: Feuersbrunst böser Verführung erreicht jene,
die sich mit irdischen Angelegenheiten abgeben...
Denn sie bezwingt sie so mit ihrer Schlechtigkeit, daß sie sie zu allen Lastern
ihrer Verkehrtheit hinneigt, d. h. sie flößt ihnen in der Umarmung brennender Begierde
Süßigkeit ein, so daß sie sich abweichende Sitten bei ihren Gebräuchen, nämlich in Wort,
Haartracht, Kleidung, Gang und ähnlichen Dingen aneignen. So werden sie
unaufrichtig, vernachlässigen die Gerechtigkeit Gottes und sind
Gesetzesübertreter. Sie nehmen die Beschneidung des Herzens nicht auf sich, weil sie
übertrieben nach der Befriedigung der Begierde trachten und keine gesetzliche Zeit
einhalten, wie es ihnen von Gott geboten wird...
17. Von der sechsfachen Versuchung der geistlichen Menschen
Daß jedoch die Flamme, welche die geistlichen Menschen umzüngelt, sie in Rauch hüllt,
bedeutet: Der Anhauch der teuflischen Überredung sendet seine Hitze gegen die aus, welche
mit aller Anstrengung dem Geist dienen müßten. Sie benebelt sie mit ihren verkehrten
Lastern, damit sie mehr nach dem Fleischlichen als nach dem Geistlichen trachten...
All diese todbringenden Seuchen entstehen vom Beginn der Verführung durch den
Verderber bis zu jenem Ende, das seinem Wahnsinn auf der Erde ein Ende setzen wird.
Durch sie erfüllt er die Menschen mit der schädlichen Glut der Laster.
18. Von den Ungetauften
...Sie sehen nicht den Glanz des himmlischen Erbes und die Glaubenslehre der Kirche
und hören nicht auf, anstelle dessen, der den
Menschen Leben und Heil gewährt, den zu verehren, der aus dem Hinterhalt versucht,
die Menschenseelen in den Tod zu schicken.
...
20...
...Denn derartige Verkehrtheiten erlegen denen das große Unglück elender Verstrickung
auf, die ihre Hoffnung nicht auf das Himmlische, sondern auf das Irdische richten.
21. Der Teufel wiegelt die törichten Menschen mit boshaftem Unglauben auf, daß sie
für wahr halten, was er ihnen vortäuscht
...Johannes der Täufer zeigte auf, daß der Sohn Gottes die verwundenden Sünden vergibt.
Durch seine Enthauptung entstand ein sehr schlimmer Irrtum. Der Teufel verführte
viele Menschen durch verschiedene Vorspiegelungen dazu, für wahr zu halten, was er
ihrem Beurteilungsvermögen vortäuscht. Deshalb werden viele auf diese Weise getäuscht,
weil auch ihr Glaube immer schwach und unsicher ist...flieht diesen so bösen Irrtum,
damit euch nicht im Unglauben der bittere Tod ergreife.
22. Die Irrlehrer sind von der Kirche zu meiden und hinauszuwerfen; sie verehren statt
Gott den Teufel und sind der Mutterschoß des Teufels und der erste Sproß des Sohnes
des Verderbens
...denn die alte Schlange nährt und kleidet sie mit ihrer List, weil sie sie statt
Gott verehren und durch ihre betrügerische Täuschung auf sie vertrauen. Das sind
die schlimmsten Mörder. Sie töten nämlich die, welche ihnen einfältig anhängen, bevor
sie ihnen erlauben, von einem Irrtum abzuweichen...
So fallen sie auch in ihren Spaltungen und durch das Vollmaß ihrer Lasterhaftigkeit
meine Kirche an, indem sie die Taufe, das Sakrament des Leibes und Blutes meines
Sohnes und die übrigen Einrichtungen, die meine Kirche besitzt, mit ihren schändlichen
Machenschaften boshaft verhöhnen. Aber obzwar sie aus Furcht vor meinem Volk meine
Einrichtungen nicht offen bekämpfen, machen sie sie doch im Herzen und in ihren Taten
zunichte. Denn aus teuflischem Hohn heucheln sie Heiligkeit und werden dadurch vom
Teufel getäuscht. Würde sich der Teufel ihnen nämlich offen zeigen, würden sie ihn
erkennen und ihn so meiden. Deshalb zeigt er ihnen in seiner List Dinge, die gut und
heilig scheinen, und so verführt er sie. Weh denen, die so in diesem Tod verharren!
Doch weil der Teufel weiß, daß die Zeit für seinen Irrtum kurz bemessen ist, beeilt er
sich jetzt, den Unglauben in seinen Gliedern zu vollenden. Ihr seid diese Glieder, o
schlimme Verführer, die ihr euch bemüht, den katholischen Glauben zu vernichten...
Das ist in meinen Augen wertloser als stinkender Kot.
Sicherlich fällt über euch die Spaltung herein, die am Horeb entstand, wo das jüdische
Volk ein Götzenbild herstellte und in teuflischem Hohn zu tanzen begann, wie auch
noch manche zu tanzen pflegen...Weil ihr an all diesen Dingen in eueren Lastern Anteil
habt, erweist ihr euch schlechter als das einstige Volk. Ihr erkennt nämlich das wahre
Gesetz Gottes und werft es hartnäckig von euch...
23. Die Gnade Gottes verläßt die, welche die Hilfe Gottes verschmähen; sie kommt
barmherzig denen zuhilfe, die sie suchen
Ist ein Mensch so hartnäckig, daß er die Hilfe Gottes zur Bekämpfung des Teufels
verschmäht, so hört dieser nicht auf, ihm nachzustellen...
Doch ein Mensch, der durch teuflische Einflüsterung von diesen bösen Dingen bestürmt
wird, d. h. von Mord, Ehebruch, Unersättlichkeit, Trunkenheit und dem Übermaß aller
Laster befleckt wird, verfällt — wenn er unbußfertig darin verharrt — dem Tod. Wer
aber dem Teufel widersteht und sich in Reue diesen Lastern entzieht, ersteht zum Leben...
...
25. Die wahren Gottesverehrer, welche mit aller Anstrengung das Irdische mit Füßen
treten, stürzen die alte Schlange mit unerschrockener Geringschätzung
...Das sind die Jungfrauen, Märtyrer und übrigen Gottesverehrer, die mit aller
Anstrengung das Irdische mit Füßen treten und das Himmlische ersehnen...
In großer Tugendstärke verlassen sie nämlich die eitlen Trugbilder und halten mit einem
gerechten Leben an der Heiligkeit fest...
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Ende des zweiten Teils von "Scivias"
wird fortgesetzt
zu
"Scivias", Dritter Teil
zur großen, allgemeinen Themenübersicht "Wunderland bei Nacht"
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