"Maria Callas - la magica celesta"



Die besten Live-Aufnahmen von Maria Callas



Eine einzigartige Zusammenstellung nach J. Kesting und J. Ardoin, bebildert, mit eigenen Kommentaren und Impressionen





3. Teil: 1956 - 1958 und Bilderauswahl (ges. ca. 250 kB)



1956

21) Donizetti: Lucia di Lammermoor;
Raimondi, Panerai, Molinari-Pradelli; Teatro San Carlo, Neapel; 24.3.1956
Nein, nicht die berühmte Berliner Lucia unter Karajan, sondern diese fand hier Eingang; die Berliner Aufnahme konnte ich hören (sie ist bzgl. Aufnahmetechnik wahrscheinlich die gelungenste Live-Aufnahme der Callas, erfüllt nahezu Studio-Standard), Ausschnitte daraus öfter und ich teile das Urteil Kestings. Callas klingt zu sehr zurückgenommen, zu dünn, trotz auch großer Momente. Die Neapel-Lucia hier konnte ich noch nicht hören, wird aber immer als rundum gelungen bzw. als "sehr schön" bezeichnet. Eine gelungene Lucia ist immer ein besonderes Ereignis! und wieder als wunderschöne, rassig-klug-gefühlvolle Iphigenie
22)a) Spontini: La vestale: „Tu che invoco con orrore“;
b) Rossini: Semiramide: „Bel raggio lusinghier“;
c) Thomas: Hamlet: "Ai vostri giochi......vi voglio offrir dei fiori";
d) Bellini: I puritani: „Vieni al tiempo“;
Simonetto; Konzert RAI, Mailand; 27.9.1956
ihr letztes RAI-Konzert hier: Die Vestalin singt sie fabelhaft, allerdings nicht "meine Musik"; dieses Stück, von einer anderen gesungen, dürfte vergleichsweise problematisch dastehen! "Bel raggio" ist für mich ein Schaustück bzgl. Agilität, dazu der "ewige" Callas-Klang! Hamlet gehört zu meinen Callas-Lieblingen: Die Stimme absolut rein, agil-feurig, kräftig, das Stück sehr abwechslungsreich, auch bei höchsten Schwierigkeiten gesungen wie ein Schlager, aus einem Guß! Gesungen eben und nicht nur in Töne gesetzt; dazu, man muß es immer wieder erwähnen, dieser süchtigmachende Callas-Klang! In "Vieni al tiempo" zeigt sie wieder, was man aus so einem (Walzer-)Stück machen kann! als Vestalin
1957

23) Donizetti: Anna Bolena;
Simionato, Raimondi, Rossi-Lemeni, Gavazzeni; Teatro alla Scala, Mailand; 14.4.1957
stellen Sie sich vor, Sie müssen gegen ein aufgebrachtes, feindlich gesinntes Publikum singen, gegen die organisierte Claque und dazu auch noch die Hauptrolle in "Anna Bolena"! "Die Menge wollte Blut sehen" (Giulini); Stellen Sie sich vor, Sie müssen nach der Vorstellung den Hinterausgang benutzen als Vorsichtsmaßnahme gegen Verletzungen wegen des in Frenesie befindlichen Publikums! Frenesie durch phantastische Begeisterung! Wahnsinnszenen im Publikum, das auf den Kopf gestellt und von ihr während der Aufführung regelrecht "gerichtet" wurde (!!!), in absolut ungeheurer Art!
(Auch) Dies ist der Stoff, aus dem die Primadonna des Jahrhunderts gemacht wird!
Was war geschehen?
Ganz einfach:
Callas hat gezaubert.
So geschehen im Jahre 1958 während "Anna Bolena". Lesen Sie die unglaublichen Geschehnisse z. B. im Buch von Kesting!
Welch ein sagenhafter Trapezakt!
Erster gewaltiger, rasanter Höhepunkt: Gegen Ende des ersten Aktes; dort werden Sie von Callas, "begleitet" vom Fortissimo von Chor, Solisten und Orchester einfach furios "weggespült"! Und in den letzten zwei Dritteln der letzten Szene (3. Szene, 2. Akt) gibts dann wieder über 15 Minuten lang Stimme und Kunst total (auch wenn sie einmal für eine Sekunde etwas "antrocknet"). Von ihrer typischen, voll-dunklen "Gotik"-Stimme kann man einfach nie genug kriegen.....
als absolut souveräne Anna Bolena
24)a) Mozart: Die Entführung aus dem Serail: „Marten aller Arten“;
b) Bellini: I puritani: „Qui la voce“;
c) Verdi: Macbeth: „Vieni! T`affretta!“; La traviata: „Ah! Fors`e lui...Sempre Libera“;
d) Donizetti: Anna Bolena: „Al dolce guidami“;
Rescigno; Probe, State Fair Music Hall, Dallas; 20.11.1957
eine Probeaufnahme in dieser Auswahl?
Die Unterbrechungen der einzelnen Stücke sind so selten, daß man fast meint, in einem Konzert zu sein. Natürlich auch - dezente - Probeeindrücke. Klanglich ungefähr gleich dumpf wie in Aufführungen und dennoch besser, weil die Stimme durch den leeren Raum weniger körperlos wirkt, mit einer schier ungeahnten Dynamik! Und Callas?
An wenigen "heißen" Stellen nimmt sie sich probegemäß zurück, meistens aber gibt es wieder "Beste Callas"! Kesting: ".....ihre Darstellung führt direkt in das Herz der Stücke." Genauso wirkt es auf mich! Die Flamme hoher Töne brennt sie wieder mit dem "dunklen Holz" in ihrer Stimme ab, das so unvergleichlich, unnachahmlich und super attraktiv wirkt.
in ,,Il Pirata´´
25) Verdi: Un ballo in maschera (Ein Maskenball);
di Stefano, Bastianini, Simionato, Gavazzeni; Teatro alla Scala, Mailand; 7.12.1957
ich kenne nur "Ma dall`arido stelo divulsa": Wiederum einer meiner Lieblinge, vor allem, wegen der atemberaubenden, tiefen Klänge; tief, mit ganz sanfter Wucht, nie eng, immer ausladend, sagenhaft alt-stimmig, faszinierende Superkontraste von Alt- und Sopranklängen, nicht zu übertreffende Übergänge! Die super-intelligente, absolut ausgereifte und erfahrene "Artista" in Aktion; und auch zum Schluß hier: Welch ein Stimmenklang!!! in ,,Ein Maskenball´´
1958

26) Cherubini: Medea;
Vickers, Carron, Zaccaria, Berganza, Rescigno; Dallas Civic Opera; 6.11.1958
konnte ich noch nicht hören; soll angeblich zu ihren 3 besten Live-Aufnahmen zählen!!! Callas war als Medea schon immer unschlagbar und bleibt es auch. Das geben auch Nicht-Callasianer unumwunden zu (siehe auch die Nr. 16 von 1953); so einfach ist das! in ,,Medea´´



in ,,Barbier von Sevilla´´ Detail der Violetta in ,,La Traviata´´ als Iphigenie als Diva 2
als Diva 3 als Amina in ,,La Sonnambula´´ (?) in ? als Diva 4
in ,,Iphigenie´´ in ,,Tosca´´
in ,,Tosca´´ mit T. Gobbi als ,,Madame Butterfly´´; Widmung:
,,Sergio Segalini
cordialmente
Maria Callas
1970´´



"Sie ist die größte Künstlerin der Welt"
Leonard Bernstein   






Ende von "Maria Callas - la magica celesta"



P. S.: Es war - wie eingangs angekündigt - eine Riesenfreude, diese Seiten über Maria Callas erstellt haben zu können. Ich versichere, daß man dabei in einer anderen Welt ist.

Natürlich gibt es noch weitere, sehr gute einzelne Live-Aufnahmen ( die späteren oft mit kurzen Vorboten des sich anbahnenden, sehr tragisch-traurigen, physisch bedingten Stimmenproblems) wie z. B.
Boito: Mefistofele: "L`altra notte", Sargent, London, 3.10.1959; oder
Verdi: Il trovatore: "Tacea la notte placida", Votto, Mailand, 23.2.1953 oder
Bellini: Il Pirata: "Col sorriso d`innocenza", Rescigno, Hamburg, 15.5.1959 oder
Puccini: La Bohème: "Mi chiamano Mimi", Sargent, London, 3.10.1959 oder.....


Aus dem empfohlenen Buch von J. Kesting gibt es folgende Stelle, die das traurige, schon erschütternde Ende ihrer Stimme einzigartig beschreibt:

"...Aus dem letzten Jahr ihrer Bühnenlaufbahn, 1965, liegen Mitschnitte von Puccinis Tosca und Bellinis Norma vor. Sie sind nicht mit den Maßstäben zu beurteilen, die man gewinnen kann, wenn man sich mit Maria Callas beschäftigt hat. Man hört sie mit Trauer und Betroffenheit. Man spielt sie nicht jenen vor, denen man Callas nahebringen möchte, auch denen nicht, die die Sängerin bewundern.
Man verrät seine Liebe nicht, und wenn man ihr nachtrauert, so allein.
Und wenn man allein ist, erinnern einzelne Phrasen und Leidensklänge an die großen Aufführungen.
Wie sagte Pauline Viardot unter Tränen, als sie die große Pasta bei ihrem traurigen Comeback hörte:

»Es ist wie das Abendmahl Leonardos. Ein Wrack von einem Bild. Aber es ist das größte Bild der Welt.«




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